Seite:Helmholtz Das Telestereoskop.pdf/3

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Bilde auf in die einzelnen, von den Straßen eingeschaltenen Vierecke; man erkennt die relative Höhe der Häuser, die Breite der Straßen u. s. w. Dem entsprechend finde ich, daß man von den riesigen Dimensionen der Hochalpen im Stereoskop oft einen besseren Begriff bekommt, als auf einer Alpenreise, weil derjenige, welcher solcher Bergreisen und Bergansichten ungewohnt ist, die Berge sich meist zu nahe und demgemäß zu klein vorstellt, theils wegen des Mangels der Luftperspective, theils weil er so große Dimensionen zu beurtheilen nicht geübt ist. Nur indem er die Mühseligkeit des Steigens durchmacht, und nach einander dieselben Berge von verschiedenen Standpunkten aus sieht, bildet er sich eine Art von unvollkommenem Urtheil über ihre Größe. Noch sind offenbar die Vortheile, welche das Stereoskop in dieser Beziehung gewähren kann, wenig ausgebeutet, weil die Photographen im Ganzen eine größere Distanz der Aufnahmepunkte mit Unrecht zu scheuen scheinen. Es läßt sich einsehen, daß man z. B. genaue körperliche Bilder der unnachbarsten Theile der Hochalpen wird erhalten können, wenn man sich für die photographische Aufnahme passende Standpunkte sucht, welche einige tausend Fuß aus einander liegen. Bei der Betrachtung guter Modelle dieser Berge habe ich immer gefunden, daß ich mir durch die landschaftlichen Ansichten auf Reisen sehr ungenügende Vorstellungen von den Berggruppen gemacht hatte. Ich hatte sie mir im Allgemeinen zu nah an einander gedrängt, und ihre Grundflächen zu schmal vorgestellt. Darin liegt auch wohl der Grund, warum uns Bergmodelle mit übertriebenen Höhen meist besser gefallen als solche mit richtigem Höhenverhältnisse. Erstere sind der falschen Vorstellung, die wir uns bei flüchtigen Reisen durch die Gebirge zu bilden pflegen, mehr entsprechend als letztere.

Einen Theil der Vortheile, welche die stereoskopischen Photographien gewähren, kann man sich auch bei der directen Beschauung einer Landschaft verschaffen, mittels eines einfachen Instruments, welches ich Telestereoskop genannt

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Hermann von Helmholtz: Das Telestereoskop. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1857, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Helmholtz_Das_Telestereoskop.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)