Seite:Helmholtz Das Telestereoskop.pdf/7

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und der Längskante des Kastens etwas größer als 45° werden. Die Objecte erscheinen dann stark verkleinert, ebenfalls mit sehr auffallend hervortretenden Relief. Wenn man bloß die großen Spiegel dreht, die kleinen aber unter den Winkel von 45° stehen läßt, erhält man sogar übertriebenes Relief. Sollen die Dimensionen in Richtung der Tiefe des Gesichtsfeldes zu denen in der Fläche des Gesichtsfeldes das richtige Verhältniß behalten, so muß man die kleinen Spiegel den großen stets parallel stellen. Auch der Anblick naher Gegenstände, namentlich menschlicher Figuren, im Telestereoskope ist sehr überraschend und zierlich. Der Eindruck unterscheidet sich von der Verkleinerung durch Concavgläser wesentlich dadurch, daß man nicht nur verkleinerte Bilder, sondern wirklich verkleinerte Körper vor sich zu sehen glaubt.

Vergrößerungen lassen sich mit dem Telestereoskop leicht verbinden, der Beobachter braucht nur unmittelbar zwischen seine Augen und die kleinen Spiegel ein doppeltes Opernglas zu bringen; noch vortheilhafter für das Gesichtsfeld ist es die Oculare und Objective des Opernglases herauszunehmen und im Telestereoskop so zu befestigen, daß das Licht auf jeder Seite erst den großen Spiegel, dann das Objectiv, dann den kleinen Spiegel, endlich das Ocular trifft, so daß dabei die optische Axe des Fernrohrs selbst unter einem rechten Winkel gebrochen wird. Je stärker die Vergrößerung ist, desto größere Anforderungen muß man natürlich an die Genauigkeit der Planspiegel machen, aber man braucht sie dann auch nicht größer als die Objectivgläser der Fernröhre zu wählen.

Dergleichen zugleich teleskopische und stereoskopische Bilder übertreffen wiederum die gewöhnlichen Bilder eines einzelnen Teleskops außerordentlich an Lebendigkeit. Bei den einfachen teleskopischen Bildern schwindet die Anschauung verschiedener Entfernung ganz und gar, die Gegenstände sehen vollständig so aus, als wären sie auf eine ebene Tafel gemalt. Durch die bei dem Galilei’schen Fernrohre jetzt sehr gebräuchliche Verbindung von zwei Fernröhren

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Helmholtz: Das Telestereoskop. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1857, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Helmholtz_Das_Telestereoskop.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)