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Graf Hexe ja!

Schreiber (tänzelt durch den Kreis auf Gretchen zu, macht Stimmung) Dottore di Bologna … warum prangen Sie hier?

Schwester Gretchen Ich kann es gar nicht sagen, mein Geburtstag ist heute.

Schreiber Sie schließen gewiß ein halbes Jahrhundert ab und schließen das andere halbe auf.

Schwester Gretchen Sie sind ein Prophet … heute ist mein fünfzigster Jahrestag, den feiere ich am Pranger für eine einzige Nacht des Glücks.

Schreiber Sie waren also 365 × 50 = 18250, also achtzehntausendzweihundertundfünfzig Nächte unglücklich, haben sie in Tugend verbracht und verkasteit!

Schwester Gretchen Sagen Sie’s dem Kaiser, wie es hier ungerecht zugeht.

Schreiber Nein spricht der Richter, wer’s die achtzehntausendzweihundertundfünfzig Mal fertig gebracht hat, hätte auch gut noch diese eine Nacht anständig bleiben können. (Beifall und Lachen.)

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Essig: Die Weiber von Weinsberg. Paul Cassirer, Berlin 1909, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Essig_Die_Weiber_von_Weinsberg_1909.pdf/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)