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Onkel Bogumil trinkt

Im Familienrat machte man eines Tages Ernst und beschloß definitiv, Onkel Bogumil in eine Trinkerheilanstalt zu schaffen. Das konnte so nicht weiter gehen. Onkel Bogumil trank täglich zwanzig Flaschen Rheinwein und zwei Pullen dreisternigen Kognak. Das tat er nun schon seit vielen Jahren.

Seine Nase bekam dabei das Aussehen eines Glühstrumpfes. Der Datterich am Morgen wurde chronisch, und wenn der alkoholhafte Stumpfsinn ihn überkam, konnte es schon sehr schlimm werden.

Dann mochte es ihm gefallen, plötzlich an die Hängelampe zu springen und sich hin und her zu schaukeln oder die Bilder von der Wand zu nehmen und die Farben abzulecken. Auch versuchte er, auf Schränke zu klettern. Stundenlang hüpfte er auf einem Bein im Zimmer herum, oder er bemühte sich, sich auf den Kopf zu stellen. Sah er eine Fliege, so konnte er unbändig lachen. Er trieb noch andere irre Dinge.

Die Familie hatte ihn lange Jahre ruhig gewähren lassen, hoffend, daß ein Herzschlag seinem trinkfrohen Dasein ein Ende machen würde. Als er aber eines Tages anfing, mit den leeren Flaschen aus dem Fenster die Passanten zu bombardieren, sinnlos gegen das Mobiliar wütete, alles zerschlug und nach dreißig Flaschen Wein behauptete, es seien weiße Mäuse in seinem Zimmer, und schrie, man müsse eine Falle aufstellen und Gift streuen, wurde die Familie stutzig.

Den Umstand, daß Onkel Bogumil abends stets sinnlos

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/037&oldid=- (Version vom 1.8.2018)