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„Es heißt nicht Schnute, es heißt Ausguß,“ brüllte sinnlos vor Wut der Graf. Dann blickte er seiner Gattin starr in die Augen, gab dem Neufundländer einen Tritt in die Weichen und ging mit wuchtigen Schritten, scharf vor sich hinpfeifend, in den Park.


Lilli von Felsenhorst war verliebt, grenzenlos verliebt. Im Walde hatte sie ihn getroffen, den jungen Maler Theobald Rüstig, fast täglich. An schönen Blicken baute er seine Staffelei auf und lag fleißig seiner Kunst ob. Er glich einem Südländer mit seiner braunen Gesichtsfarbe und seinen herrlichen schwarzen Augen. Schwere dichte Locken fielen ihm bis auf die Schultern. Er trug einen kleidsamen schwarzen Samtanzug, der sehr prall saß. Um den Hals hatte er einen buntfarbigen, verwegen flatternden Schlips.

Erst war Lilli bei diesen zufälligen Zusammentreffen stolz wie eben eine echte Felsenhorst an ihm vorübergegangen, kaum seinen höflichen, zurückhaltenden Gruß erwidernd. Dann aber konnte sie ein liebes Lächeln in ihrem Gegengruß nicht mehr zurückhalten. Und eines Tages sprachen sie miteinander. Wie es denn mit jungem Liebesvolk zu gehen pflegt, so geschah es auch hier. Gott, ja. Erst wechselte man nur einige flüchtige Worte, dann setzte man von Tag zu Tag einige Minuten zu, bis man zuletzt manches Stündchen im Wald versteckt plauderte.

Der Maler Theobald Rüstig war ein Ehrenmann durch und durch. Nur ein einziges Mal ließ er sich hinreißen, Lilli einen Kuß auf die Hand zu geben. Sonst blieben

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/065&oldid=- (Version vom 1.8.2018)