einem großen Hufeisen aus Brillanten auf der Deckkrawatte und einer schweren Goldkette, mit Berlockes behangen, über dem Bauch, zu einer ebenfalls korpulenten Dame in einem knallroten Seidenkleid, an welchem sie sich gerade die im Gedränge abgetretene Stoßlitze feststeckte. „Konnte der Flegel nicht aufpassen! Wir können ja auch vor Schluß im letzten Akt weggehen, dann haben wir ja auch den Mustang genug gesehen,“ meinte sie verdrießlich. „Am Schluß sind überhaupt diese Stücke immer so traurig. Ich habe wirklich keine Lust, auf die spätere Bahn zu warten.“
Damit war der Mann nicht einverstanden. Er wollte für sein gutes Geld bis zum Schluß bleiben. Er war dafür, man solle sich eilen. Man stritt sich hin und her.
Am Eingang zum Parkett stauten sich die Leute. Ein verwirrter langer Herr mit einer Brille konnte dem Schließer sein Billett nicht vorweisen. Strenge hielt ihm dieser die Hand entgegen. Der nervöse Mann suchte krampfhaft in allen Taschen. Eben habe er es noch gehabt, jener Herr dort mit dem Bart habe es gesehen.
Der Herr mit dem Bart hatte nichts gesehen. Die Leute murrten und drängten den Nervösen beiseite. Starren Blickes, hochrot im Gesicht, wühlte er an sich herum. Zigarren, Schlüssel, Zehnpfennigstücke, Taschenflöckchen, alte Trambilletts fielen ihm in der Hast zu Boden. Die Parkettkarte war unauffindbar.
Eine ältere Dame von auswärts gab dem kommenden Drama in einem Disput mit dem Logenschließer einen besonderen Auftakt. Sie hatte sich im Datum vertan. Ihr Abonnement war für eine andere Serie. Sie machte
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)