„Daran ist dein Whisky schuld; ich habe dir versehentlich das Reichskursbuch von 1901 geschickt!“
Schon packte ich Abel mit starken Armen und warf ihn das Fenster hinaus. „Ich weiß, was Fountain Pen heißt!“ schrie er stürzend.
Kaum sammelte ich mich ein wenig, ich keuchte noch von der Anstrengung, als Abel wieder in das Zimmer trat. Er war unverletzt, nur der steife Hut war eingedrückt. Er war mit Gottes Hilfe in eine Karre mit Unrat gefallen. Mein Zorn legte sich.
„Roher Mensch! Fountain Pen ist ein Taschentintenfüllfederhalter. Der dir gesandte hat eine von den bisherigen im Handel befindlichen Systemen ganz und gar abweichende Form. Das war wohl der Grund, daß ich ihn nicht in seinem Zweck erkannte. Der Füllfederhalter ist eine praktische, äußerst praktische Erfindung. Jederzeit schreibbereit. – Hätte ich eben das Genick gebrochen, hättest du es nie erfahren. Gib mir den Zettel, der in der Schachtel lag, wir lassen ihn bei Miß Ashkees, die sich mit Übersetzungen befaßt, ins Deutsche übertragen,“ so sprach Abel sachlich, ruhig, ohne Groll und verließ mit dem Zettel das Zimmer.
Also einen Taschentintenfüllfederhalter schenkte mir mein Onkel. Das ist ein praktisches, zeitgemäßes Instrument, das jeder Mensch, der sein Brot mit der Feder verdient, besitzen muß. Es war doch eine Schmach, daß wir die Bedeutung des Fountain Pen nicht gleich erkannten. Abel hätte das zum wenigsten sofort wissen sollen.
Abel kam bald mit der Übersetzung der Gebrauchsanweisung und zwei großen Flaschen Tinte zurück.
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)