So hatte man ergiebigen Stoff zur anregenden Plauderei, und man verließ befriedigt das gastliche Haus.
Trotz des faux pas wurde Eusebius Nöll fast jeden Abend eingeladen. Überall traf er aber mit einer unheimlichen Konsequenz das gleiche Arrangement, den roten Läufer, die künstlichen Palmen, den alten Lakai, das ewiggleiche Normalmenü des maßgebenden Traiteurs dieser komischen Stadt, welches ihm täglich zuwiderer wurde, die gleichen Menschen, die sich immer und immer wieder neu vorstellten, die gleiche seichte Unterhaltung, den Witz des Platzmajors und das endlose Geschwätz über die Gründung des Tennisklubs.
Eines Tages wurde der Assessor versetzt. Ohne diese Anregung versiechte der Gesprächsstoff über den Tennisklub, und seichtes Gerede schlich um den Tisch.
Eusebius Nöll abonnierte sich, als Gegengewicht für den Stumpfsinn, der ihn in dieser Stadt umgab, auf den Simplizissimus. Auch sah man ihn bisweilen am Büfett des Lokalbahn-Bahnhofes mit dem Schankmädel, einer kleinen Berlinerin, Fiffi Pölsterchen, scherzen.
Natürlich kam das bald heraus, und der Stumpfsinn der feinen Gesellschaft trieb Giftblasen. Frau Oberkontrolleur Heimtück hatte es verbreitet, weil er nur die Karte bei ihnen abgegeben hatte.
Aber da er der Neffe eines Dompropstes war, schimpfte man nur heimlich über ihn. Um den Schein zu wahren und sich seine Karriere nicht zu verderben, folgte er getreulich, wenn zwar mit einem gewissen Widerwillen, noch immer allen Einladungen. Oft war es ihm aber auch so, als ob die Verblödung, eine gewisse Anpassung
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/193&oldid=- (Version vom 1.8.2018)