gehandelt, ich habe stundenlang aufgefrischt. Ich muß irgendetwas falsch gemacht haben. Mein Panamahut ist wohl weiß geworden, ist aber zusammengeschrumpft wie ein Stück Haut. Ich habe ihn von einem befreundeten Architekten zum Hute formen lassen. Er bekam aber nur noch den Durchmesser einer Kaffeetasse und saß mir auf dem Kopfe wie ein Zündhütchen. Ich habe ihn einmal auf Zureden eines Todfeindes aufgesetzt. Alle Welt hat mich geschnitten. Assessor Bleistiftschutz hat ostentativ weggeguckt. Frau Rat Tüllentropf ist schnell in ein Geschäft geflüchtet. Das tat mir weh, sehr weh. Man hat den Hut dann bei uns zum Durchschlagen von Pflaumenmus benutzt.
Ich trage jetzt meinen guten, braunen, so häufig verwechselten, fünf Pfund schweren, steifen Filz. Ich habe das Gefühl, als hätte ich einen brennenden Petroleumkocher auf dem Kopf. Meine Haare werden nur so abgesengt. Mein Kopf ähnelt einer Prärie nach einem Brande.
Man hatte mir als Kind gegen wehe Augen kleine Goldknöpfchen in die Ohren gemacht. Die Knöpfchen sind bei der durch den Filzhut verstärkten Hitze geschmolzen und abgetropft wie Siegellack. Auch ein Stück Ohrläppchen ging verloren, aber nur wenig. Die Ohren sind zu knallroten Blasen, gleich Kinderballons, angeschwollen. Ich sehe nun wirklich merkwürdig aus. Es kleidet mich nicht besonders. Vornehme Leute, die mal sagten, sie wollten mich einladen, haben es nie getan.
Ich habe eine wirklich, eine wirklich schöne, weiße Hose gehabt. Ein angenehm kühles Kleidungsstück. Mein
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/199&oldid=- (Version vom 1.8.2018)