am Mund heraus, ich sog, ich zog, sie hatte sich um einen Knopf geschlungen. Plötzlich sprang der Knopf ab und das Ende der Nudel schnellte mir ins Auge.
Die Tränen schossen mir in die Augen. Ich hielt meine Serviette vor das Gesicht.
Von allen Seiten wurden Ratschläge gegeben, wie man etwas aus dem Auge machen müsse. „Schneuzen, stark schneuzen,“ erklärte der Mann mit der Troddel kategorisch. „Nach der Nase zu reiben,“ hieß es. „Überhaupt nicht reiben,“ wieder sprach ein anderer. „Den Augendeckel aufheben,“ riet wieder jemand.
Endlich hatte ich die heimtückische Nudel erwischt.
Dicke Schweißperlen standen mir auf der Stirn.
Am liebsten wäre ich aufgesprungen und aus dem Saal gelaufen. Mir war das furchtbar peinlich. Die Leute am Tisch lachten verstohlen. Einige fragten, ob es jetzt besser sei.
Plötzlich wandte sich der teutsche Mann mit markiger Stimme an mich: „Gedenken Sie länger hier zu bleiben, mein junger Freund?“
Alles am Tisch beugte sich vor und schaute nach mir. Ich war noch immer mit den Füßen in die Nudeln verwickelt und suchte mich unbemerkt zu befreien. Ich war zu verstört, um etwas zu sagen. Nervös machte ich Pillen aus Brot und bekam einen roten Kopf.
„Wohl nur Passant?“ fuhr der Wollmensch hartnäckig fort.
Jetzt hatte ich den linken Fuß frei. Die Nudeln hatten sich um das Stuhlbein geschlungen und hielten den rechten Fuß noch fest. Ich starrte, ganz von meinen Befreiungsversuchen unter dem Tisch in Anspruch
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/207&oldid=- (Version vom 1.8.2018)