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Matth. 11, 26, an die Erklärung der Abschiedsreden, an den Schluß der Apostelgeschichte, an Römer8. Wohin das Auge fällt, trifft es auf Blüten und Früchte des Gottesgartens, von der Treue aufgezeigt und gesammelt. –

 Es soll heute am Sonntag vom guten Hirten wenigstens Ein Lob für die ewige Treue zu Dienst und Dank sein, daß wir ihr bezeugen:

Dein Wort bewegt des Herzens Grund,
dein Wort macht Leib und Seel gesund,
dein Wort ist’s, das mein Herz erfreut,
dein Wort gibt Trost und Seligkeit –

und aus solch einstimmigem Lobpreise versprechen, zu dem mitßdeuteten Worte und zerrissenen Gebote zu stehen als Knechte, die auf ihren Herrn warten, nicht als geistreiche Denker, sondern als gehorsame Täter. –

 V. Auf einem Buche aber hat das Auge des teuren Mannes, eines homo desiderii, eines Mannes mit starkem Heimweh, in besonderer Liebe geruht, das er in ernster Treue und gesunder Zurückhaltung der Gemeinde in Bibel stunden und Schrift auslegte. „In meinen Augen ist diese Welt hier gar klein, der Verbrennung nahe, groß ist allein der Herr, der da kommt.“ Es mögen manche Einzelauslegungen nicht ganz zutreffen, manche Berechnungen, wie er selbst willig zugab, auf falschen Voraussetzungen beruhen, „ob er alles recht getroffen, können wir nicht mehr als hoffen. Unsre Augen sind zu blind“, sagt Prälat Hiller in seinem Nachruf auf Ötinger. Aber überraschend sind die tiefen weiten Blicke in das Wesen der Zeit, die, am Worte Gottes geschärft, klare Erkenntnis der Dinge beweisen.

 Zunächst mehr Äußerlichkeiten. Er weist darauf hin, daß in den nächsten Jahrzehnten die lateinische Sprache aufhören werde, die Sprache der Bildung zu sein. Christian Thomasius in Halle war darin vorangegangen, die Hochschulen folgten langsam nach. Am Eingang des 19. Jahrhunderts verschwanden die lateinischen Vorlesungen der Professoren, von denen die Theologen am längsten standhielten, traten die lateinischen Prüfungsaufgaben und ihre Bearbeitung zurück. Er zeigt an, daß das alte Römische Kaisertum Deutscher Nation bald aufhören müsse. „Gebt

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Hermann von Bezzel: Albrecht Bengel. Verlag der Evang. Gesellschaft, Stuttgart 1916, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Albrecht_Bengel.pdf/15&oldid=- (Version vom 9.9.2016)