Seite:Hermann von Bezzel - Albrecht Bengel.pdf/18

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auf Gottes Wort und aus ihm sollen den Erzieher leiten, der auf Wahrhaftigkeit und Geradheit dringen, aber auch etwas an jugendlichem Übermut hingehen lassen und übersehen soll. Man darf mit der Jugend nicht kleinmünzeln, sondern müsse großartig sein, müsse die Art der Gluckhenne haben, die es wohl trage, wenn die Küchlein ihr auf den Rücken laufen, wenig von Religion reden, aber fleißig für die Jugend beten und sie zum Beten anleiten, viel aus der biblischen Geschichte erzählen mit gebührlicher Ehrfurcht, nicht zuviel lernen lassen, weil zu früh belastet Gedächtnis und Gemüt satt und stolz und übersättigt werden. Die „seligste und sonnigste Provinz“ der Kirche, die Schule, müsse mit Lust bebaut werden. –

 Wie indes Bengel zürnen konnte, beweist sein Brief an den Sohn, der in Tübingen törichte Streiche verübt hatte. So spricht heiliger Ernst des Mannes, der lieber einen toten, als einen ungeratenen Sohn haben will. Klar, wahr, mit einer nie ermüdenden Liebe hat nur der zu unterrichten Gabe und Kraft, den Gott gelehrt hat.

 Spener hat einmal gesagt, wenn er einen erwecken könne, so wäre es Joh. Valentin Andreä. Wir möchten wohl den Mann der Schrift, den Mann nach der Schrift, Johann Albrecht Bengel, seiner Heimat, der er eine gesegnete Schule biblischer Theologen erweckt hat, unserer Kirche von den Toten wieder holen.

 Aber der Herr der Kirche, der große Hirte, hat vor seinem Scheiden nicht ein vergebliches Wort gesagt, als er verhieß: Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch.

 Mitten in dem Weltgetriebe verbirgt er sein Volk heimlich in seinem Gezelt nicht zu tatenloser Ruhe, sondern in seliger Stille, die Kraft ist und Kraft wirkt, und gibt ihm Hirten und Evangelisten nach seinem Herzen.


Buchdruckerei Chr. Scheufele, Stuttgart.


Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Albrecht Bengel. Verlag der Evang. Gesellschaft, Stuttgart 1916, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Albrecht_Bengel.pdf/18&oldid=- (Version vom 9.9.2016)