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der Dank des Arbeiters an den Arbeitgeber, Grund zur Freude für beide. Die kleine Schar der Gewonnenen wächst unter dem gewaltigen Freudenton des Jesuspreises: sie sind dein. Ein Adel ohnegleichen verjüngt ihr Wesen, Königskronen sind zu bleich für der Gotteserkorenen Würde. Über alle Maßstäbe und Messungen menschlicher Größe weit hinausgehoben sind sie Gotteskinder „über alle Lande von inniglichem Wert.“

 Aber der leuchtendste Edelstein in diesem Diadem bleibt doch die Heilandszusage: Ich bitte für sie. In einsamer Nacht, in trüben Stunden, wenn Zweifel das Herz beschweren, und sie voll Trauerns zu werden anheben, in schweren Tagen, da der König zu schlafen und der Feind allein zu wachen scheint, leuchtet mit starkem Schein allen den Seinen die tröstliche Versicherung, daß Jesus für sie bitte.

 Es sind nicht einzelne Werte, um die Jesus bittet. Das ganze hohepriesterliche Gebet kennt solche Aufzählungen nicht, es sind die großen Gesamtwerte der Heiligung und Bewahrung, der Bewährung und endlichen Verklärung, des Sieges Gottes und seines Willens in ihnen, um die Jesus bittet.

 Uns aber sei gewiß: Für wen Jesus beten will, kann und muß, der ist geborgen, und der Arge kann ihn nicht antasten. –


Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein. Und ich bin in ihnen verklärt.

 Als der Versucher Jesum auf einen sehr hohen Berg „mit sich“ führte, auf die Berge seiner heillosen Illusionen und gottfernen Träume, und ihm alle Reiche der Welt und ihre – es war aber seine dämonische – Herrlichkeit zeigte, verhieß er, ihm um den Preis der Untreue und Gottesverleugnung dies alles zu geben, die Größe des Scheins, die Macht des Betrugs, die Gewalt der Selbsttäuschung, die Süßigkeit des Genießens, den Beifall der Welt. Was an diesen „Gütern“ wirklich ist, ist nicht gut, und was gut ist, nicht wirklich.

 Vom Berge, auf dem einsam das Kreuz ragt, aus dem Tale des Leids und der Tränen sieht der getreue Gottesknecht auf das, was der Vater ihm gegeben hat. Es war Arbeit und Mühe, Not und Angst, Sorge und Kampf. Aber es war: ich habe die Welt überwunden. Der Ertrag ist dem blinden Auge gering, dem seligen wertvoll, dem kurzsichtigen Blick klein, dem hoffenden groß. Jesus sagt: Alles, was mein ist, denn in dieser Abschiedsstunde denkt er, der nicht für die Welt bitten kann und den scharfen Schnitt und klare Grenze zwischen dem, wofür er bitten und wofür er nicht bitten kann, gezogen hat, an alle Personen und alle Werke, die seiner Fürbitte sich empfehlen und ihrer sich getrösten, nicht nur der Jünger, die jetzt werben und derer, die von ihnen sich werben lassen, sondern jedes Heilswerks, das im Vertrauen zu ihm und in seinem Geiste begonnen