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bewähren und so der Welt zeigen, daß man in Weltverleugnung ihr den treuesten Dienst erweist.

 Geheiligt in Wahrheit verzichten sie auf äußere Ehre und auf geistliche Würde, die sich nach außen kund gibt, und wollen nur als echt, wahr und ganz erfunden sein, damit ihr Opferleben gewinne. Denn nur der Opfernde gewinnt.


Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.

 Wie groß und reich kehrt bei dem Herrn, der sein opfergewaltiges Leben ausschließen, aber nicht beschließen, sondern in seinen Jüngern fortsetzen will, die Hoffnung ein! Wie er weiß, daß das Weizenkorn über der Erde, und wenn es edelster Art wäre, allein bleibt ohne Gewinn für sich und ohne Segen für andere, Beute der eilenden Vögel, von dem schweren Tritte zertreten, wenn es aber in die Erde fällt, Halm und Ähre emporsendet, Brot und Segen für die Menschen und Freude für sich, so weiß er durch seinen Opfertod, der ihm eine kleine Weile in die Erde verbirgt, eine Gemeinde gesammelt, die im Frührot der Ostern ihren Frieden findet, der alle Stürme überdauert.

 Wenn und weil seine Apostel Priester werden und so viele sie es sind, werden sie Seelen gewinnen, Früchte seiner heiligen Gebete, Erfolg ihrer völligen Arbeit. Das große Regierungsprogramm des bald durch Leiden des Todes zur Herrlichkeit Gekrönten ist umfassendes, eingehendes, nachgehendes Gebet. Ich bitte für sie – in seinem Gebete geschützt, von ihm begleitet treten die Jünger ihren Siegeszug an über Land und Meer, durch gute Gerüchte und böse Gerüchte, übel gescholten und heiß bedankt, verachtet und zur Hilfe gerufen, ganz vergessen und doch viel genannt ziehen sie dahin und gewinnen Seelen durch kein andres Mittel als durchs Wort, durch das in ihnen zu lebendiger Ausgestaltung gelangte und durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen bestätigte Wort. Sie bringen nicht ihre Weisheit an, Weisheit hat die Welt soviel, daß sie ihrer um ihrer Wandelbarkeit willen müde geworden ist –, sondern das schlichte unscheinbare Wort von dem, in dem gleichwohl alle Fülle der Weisheit und der Erkenntnis wohnt, sie kommen nicht mit hohen Worten, sondern mit dem ganz auf sich und seine wundersame Ernstlichkeit und Wahrhaftigkeit beschränkten großen Also der göttlichen Liebe. Es mag die Stimme sich wandeln und den Bedürfnissen sich anpassen, dort linder und hier stark werden, aber immer ist es dieselbe Botschaft von seinem Worte aus ihrem Leben.

 Und dieses geschichtsreiche, durchlebte und durchlittene, im Himmel gepriesene und in der Hölle als einziges Heil gekannte Wort hat die Verheißung, daß es nicht leer zurückkommen, sondern Seelen erobern werde, denen es fortan nicht um tausend Welten, sondern