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Sehnen und Sorge stillender Trost. Jesus hat den Seinen das Wort gegönnt, Sein Wort, ihm lieb und wert, von ihm erfüllt, in ihm erlebt, durch ihn gekrönt. Um dieses Wort und seine Werke haben sich seinen Reichtum anbetend die Suchenden und Forschenden, die Klagenden und Trauernden versammelt. Das Wort schallt, wo der Name glänzt. Das Wort wirbt, wo der Name gewinnt. Es verheißt, was der Name gewährt.

 Jesus hat den Seinen in den beiden Gaben die Herrlichkeit – beatifica illa inter Patrem et Filium itemque inter divinam et humanam in Christo naturam communio – geschenkt, die er vom Vater erhielt und diesem erstattete.

 Diese Herrlichkeit grundleglicher Art, der Austausch von Gaben, Kräften, Siegen zwischen Vater und Sohn, die segensvolle, freudenreiche Gemeinschaft der Sorgen und Freuden, welche des Vaters Antlitz mit dem Glanz der Leutseligkeit und des Sohnes Wesen mit seligem Abglanz schmückte, ist den Jüngern nach ihren Maßen vorgebildet und eingebildet worden, damit sie in ihnen sich ausbilde.

 Der im Sohne erschien, und durch den der Sohn erschien, will, daß aus den Jüngern des Sohnes Bild, aus diesem das seine erstrahle. Denn nur ein Bild gilt als echt und rein und schön: Gottes Gedanke, im Wesen der Dinge begründet, in ihrer Wirklichkeit erfüllt. –

 Daß die Gemeinde, ehe „sie viel hundert Unionsschriften schreibt und pelagianisches Selbstwerk treibt und so statt Einheit immer mehr Gewirre macht“ (Paul Anton † 1730, der Freund Franckes) nur auf der Einheit ruhen möge, welche der Vater durch den Sohn ihr schenkt! Diese Einheit ist Frucht heiliger Gebete und der Segen betender Heiligung, sie kommt ohne menschliches Zutun und ruht im Segen bei Gott, wie es Christus erwarb.


Ich in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eines, und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebest.

 Ich in dir – daß ist Jesu nicht erstes Verlangen, sondern Lebensbedingung. Wäre er ein einzigesmal nicht im Vater, so wäre er auf ewig von ihm geschieden, das wäre nicht erst Folge seines Alleinseins, sondern Ursache und Folge zumal. Jesus ganz im Vater nicht aufgehend, aber sich findend, im väterlichen Ja und Nein mit dem Gehorsam gegen beides mit dem Danke für beides. Weil er ganz im Vater ist, kann er in den Seinen, die ihm der Vater (V. 10. V. 12) gegeben hat, soweit sein als sie des Vaters sein wollen. Jesus wohnt in den Seinen, um sie ganz zu des Vaters Kindern zu machen, wirkt und waltet durch den heiligen Geist in ihnen, bis sie, ausgestaltet und ausgereift, des Vaters Gepräge deutlich widerstrahlen.

 Mit der Freude an solcher Einigungsarbeit Jesu auf Grund seiner Einheit mit dem Vater und den Jüngern will der Vater dem