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 Darum soll es heute unser Gelübde sein: Ich will ihm dienen, wo er mich dienen heißt und an wem er mich dienen läßt. Ich will am Ausgange eines Kirchenjahres, das seine Treue mir noch gegönnt hat, jedem Menschen, der über meine Schwelle geht, dienen: mit gutem Wort, mit freundlicher Art, mit meinem Kapital von Zeit. Ich will, wenn ich die Zeit nicht habe, sie mir nehmen, und wenn ich sie nicht zu haben glaube, sie mir schenken lassen. Ich will wenigstens einem Menschen die Zeit gönnen, damit er merke, wie gut sich’s in der Nähe eines Menschen leben läßt, der danken kann.

 Das ganze Christentum ist nur so viel wert, als es in eines Menschen Seele Freude bringt. Alles Christentum, und wenn es noch so bekenntnistreu wäre, daß es alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis hätte (vgl. (1. Kor. 13 2) und alle Lehren in sich schlöße, das nicht eine andere Seele froh macht, ist schlimmer als Irrglaube. Darnach trachtet und das sei euch ein Anliegen, daß ihr im neuen Kirchenjahre niemand unfroh von euch gehen lasset, auch wenn ihr ihm das Schwerste sagen müßt.

 Zu danken, zu dienen und gehorsam zu sein bin ich ihm schuldig. Gehorsam auch dann, wenn er mich nicht mehr durch meine Freudigkeit andere erfreuen läßt, sondern in meinem Leben die stille Kraft erweisen will. Es ist doch etwas eigenartig Schweres, daß der Christ, ehe er sich auf die Heimat freuen kann,