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geistreichen oder, wie man töricht sagt, unschuldigen Fragen schaut langsam der Zweifel heraus: Sollte Gott gesagt haben? (1. Mos. 3 1.) Wer ist der Gott, des Stimme ich hören soll? (2. Mos. 5 2.) Und wenn das Denken mit dem Zweifel sich verbindet, dann kommt es zu einem der unseligsten Worte, das doch so oft gebraucht wird: ich meine. Und während noch vor wenigen Jahren das Kind ahnte, meint jetzt die heranwachsende Jugend und legt sich das Bild zurecht, woran der Mann sich müde glaubte, um nie fertig zu werden. Wenn das alles überwunden ist, wenn aus dem Zustand des Ahnens und der Willigkeit des Denkens und der Unrast des Meinens eine Umkehr stattgefunden hat, dann taucht allmählich die Kraft auf, die zwar noch nicht die größte, aber der größten eine ist: ich glaube. Ich glaube, daß dies so ist, nicht: ich weiß es; denn das, was ich nicht sehe, kann ich nicht wissen. Aber ich will es glauben.

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 Ist das das Höchste? – Wenn wir sprechen: ich glaube, daß ein Gott ist, so treten wir freilich aus der Welt der Ungewißheit auf den festen Grund der Geschichte, aus der Welt des tastenden Ahnens und des Fühlens in eine Welt, die wir weder beweisen noch bestreiten können. Wir glauben, daß ein Gott sei, aber das Herz ist bei diesem Glauben ganz unbeteiligt. Es ist eine kühle, uninteressierte Verstandestätigkeit, welche unter vielen Möglichkeiten eine der Wahrscheinlichkeit nahe erwählt. Und nun, mein Christ, höre das