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das hat mich getäuscht. Ich suchte Weisheit und sie hat mich betrogen. Ich begehrte Frieden und er mied mich. Ich verlangte Ruhe und als ich hinkam, war sie eben weggegangen. Ich baute und der nächste Sturmhauch riß es ein. Ich riß ein und der nächste Tag baute wieder auf. Ich begrub meine Toten und der Hauch des Heiligen ließ sie lebendig werden. Ich suchte mir Erfahrungen zu sammeln, da kam das unerfahrene Widerfahrnis und alles, was ich gesammelt hatte, ward zerstreut. Ich hing mein Herz an die Erscheinung der Dinge und wurde gewahr, daß die Erscheinung trügt, und hinter die Dinge kam ich nicht. Und wenn ich mich ihnen näherte, warfen sie die Schleier über sich und ich blieb allein. So geht es durch das Leben des Menschen als eine vollkommene Zerstörung aller Werte. Ich sahe an alles, was unter der Sonne geschieht, und siehe da, es war lauter Eitelkeit. (Pred. Sal. 1 14.) Da tastet die Hand, die so oft nach einem Schatten gehascht hat, und müde am Körper herabsank, ein letztes Mal und findet eine ihr begegnende Hand, die zitternde eine starke, die tastende eine gewisse, die schwache und welke eine lebensfrische und lebenskräftige. Und die zitternde legt sich in die starke und durch die Seele geht es wie ein ungeahntes Glück: ich glaube an Gott!

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 Es ist alles zerfallen und der irre, müde, an Enttäuschung kranke Geist irrt durch die Trümmer. Und auf diesem Irrweg, der als einzige Lust die Träne hat, begegnet der schweifenden, eilenden und zweifelnden