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Zartheit von ihm – manchmal auch das Gefühl seiner Nähe, ein Gefühl, auf das man nicht Häuser bauen, aber auf das hin man wieder ein wenig aufatmen kann. Er schenkt manchmal einen Vorschmack künftiger Herrlichkeit, mit dem ich niemand trösten wollte, aber wer ihn erfahren hat, der bewahre ihn als eine Freundlichkeit Gottes und genieße seiner! – Und es kommen andere Stunden, wo man etwas ahnt davon, daß nach dieser Zeit etwas Höheres kommt, so wie es wohl der Dichter beim Anblick der Wolkenberge meint: „Liegt wohl zwischen jenen mein ersehntes Ruhetal?“ Wenn jetzt die Blätter fallen und alles in uns gegen den Herbst protestiert, weil wir merken, daß wir nicht für den Herbst, sondern fürs Leben geschaffen sind, so zeigt das eine Ahnung, die Gott uns gönnt. – Und wenn du aus den Lebensbildern teurer Menschen die Größe des Glaubenslebens ein wenig kennst, so vergleichst du, wie reich jene waren, wie arm du bist, und warum ein Lazarus so froh und der reiche Mann so leidvoll war. Und du machst dir Gedanken. So hat Gott mancherlei Weisen, aber es sind doch alles nur Vorstufen. Das, was er, nicht seinen Lieblingen – denn Gott hat keine Lieblinge – sondern denen schenkt, die ihn lieb haben, obwohl sie ihn nicht schauen, das ist der Glaube.

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 Wie entsteht nun der Glaube? Kein Mensch kann ihn sich selbst geben und kein Mensch kann ihn dem andern leihen. Der Glaube ist ein freies Geschenk der