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Du bist über aller Zeiten Wandel erhaben. Wie unsere Väter auf dich hofften und nicht zuschanden wurden, so werden, wenn von unserem Staube kein Atom mehr da ist, andere Geschlechter kommen und sagen: Mein Gott, mein Vater!

 Das ist das Große, was das Herz schwellen läßt: ich bin nicht wie ein Tropfen im Weltmeer, auf dem die Sonne einen Augenblick fällt, und der Tropfen taucht ins Meer hinab und es ist vorbei; sondern der Herr aller Zeiten hat meine Zeit in seinen Händen: Meine Zeit steht in deinen Händen; du hast mich erlöst, du treuer Gott. (Ps. 31 16, 6.) – Und das ist das Große, daß Gott auch den Raum beherrscht und durchwaltet, in dem mein armes Leben sich vollzieht. Siehe, spricht er, ich will mit dir sein und dich behüten, wo du hinziehst. (1. Mos. 28 15.) Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte, und bliebe am äußersten Meere, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten! (Ps. 139 8–10.) Mit einem Wort: Gott ist nicht nur Person – das bin ich auch – sondern Gott ist die Persönlichkeit.

 Und das ist das Wundersame, daß diese alles umfassende, alles überragende, alles überwaltende Persönlichkeit für mich da ist, für mich allein. Denn wenn ich bete, dann gehe nicht ich bloß in mein Kämmerlein, sondern ich nötige Gott mit meinem Kämmerlein vorlieb zu nehmen. Wenn ich bete, tritt eine