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geführt hat! (2. Mos. 20 2). In der Stunde jauchzt alles in mir: Gott hat mich nicht verlassen. Vater und Mutter verlassen mich, Arbeit und Mühe scheiden von mir, Ehre und Erfolg weichen und wanken; was mir lieb war, das wird mir zum Überdruß, was mir wert schien, verliert den Glanz. Aber du bist es, der mein Leben mit Glanz erfüllt, du bist der Herr!

 Und zum Zweiten: die Urpersönlichkeit Gottes ist selig. Natürlich, sagt ihr, daß Gott selig ist, wissen wir. Er wohnt in ewigem Reichtum, er ist aller Dinge Fülle. Aber er ist noch mehr. Die Seligkeit Gottes ist seine Allgenugsamkeit. Das ist das Geheimnis: Er braucht dich nicht, aber er will dich. Manche Schwärmer lehren: Gott wäre ohne mich weniger. Wenn er mich nicht hätte, wenn meine Seele nicht heimkäme, würde er arm sein; also braucht er mich, nicht ich ihn. Das ist satanischer Hochmut und nicht christliche Demut. Gott braucht niemand von uns, niemand und nie, aber er will uns gebrauchen. Der Himmel und aller Himmel Himmel können ihn nicht erhöhen (1. Kön. 8 27), bereichern, wie sollte ich das können? Und doch spricht er: Kommet zu mir! (Matth. 11 28.) Die Seligkeit Gottes ist die Folge seiner Persönlichkeit. Er hat alles und ist alles und vermag alles und braucht mich nicht und bedarf meiner nicht und keines Menschen, aber er will mich. Man hat gefragt: Warum hat er die Welt geschaffen? und hat die Antwort gegeben: weil er sie braucht. Schiller sagt einmal: