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 Der persönliche und allgenugsame Gott ist auch der ewige und unveränderliche, der da ewig denselben Sinn trägt. Weil er Licht ist, über das kein Schatten zieht, und Glanz, den keine Finsternis trübt, darum ist er auch Liebe, die nicht rastet, bis sie gefunden hat, und nicht ruht, bis sie getröstet hat.

 Aber ich höre dich einwenden: Wenn sein Sinn unveränderlich ist, was rätst du mir dann das Gebet, das Bitten? Sein Entschluß steht doch fest. Höchstens das Dankgebet hat dann noch einen Sinn!

 Das unveränderliche, ewige Wesen deines Gottes gleicht nicht der unverständigen Art deines Sinnes, sondern ist die Unveränderlichkeit der ewigen Liebe, welche deine Gedanken und deine Bitten in ihren Plan einordnet und sie erhört. Das wäre Veränderlichkeit Gottes, wenn er einmal die Liebe zu sein aufhörte. Aber das ist nicht Veränderlichkeit Gottes, wenn ihm dein Elend reut. Das wäre Veränderlichkeit, wenn er einmal dir verböte, zu ihm zu beten, nachdem er doch geboten: du sollst mein Antlitz suchen! (Ps. 27 8.) Aber das ist nicht Veränderlichkeit, daß er seine Gedanken von den deinen bestimmen läßt, nicht weil er muß, sondern weil er will. Es ist nicht Veränderlichkeit Gottes, daß das kleinste Kind, das sein Gebet und seine Bitten kaum überdenkt, mit an Gottes Weltregierung teil hat. Das ist nicht ein Traum frommer Schwärmer sondern: du bist ein Gott, der Gebete erhört (Ps. 65), und doch bleibest du, wie du bist. (Ps. 108 28.)