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4.


Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit
mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat,
und ich davon muß. Ps. 39, 5.
 


 Der Gott, der die einzige bleibende Persönlichkeit ist, ist der Allgenugsame und Selige, der nichts bedarf und alles die Fülle hat. Wir stehen trauernd am Wege, er ist im Frieden. Wir suchen das verlorne Glück auf unserer Straße, bei ihm wohnt es vollkommen. Wir eilen von Schatten zu Schatten und schweifen von Traum zu Traum und wenn wir erwachen, ist das Glück gewichen. Er aber lebt im Licht der Wirklichkeit und in der Wahrheit des Lichtes. Er lebt selig. Der Menschen Zeiten enden und er bleibt ewig. Er schreitet über die Gräber hin, als läge in ihnen nicht tausendfaches Weh verstummt begraben. Er geht an Wiegen einer neuen Menschheit vorbei, als wüßte er nicht, daß Sterben nur Sterben gebiert. So lebt er in ewiger Freude ohne Sorge und sieht uns doch am Wege einsam weinen. Er lebt in Freude und Friede und gedenkt doch der Tränen der Verlassenen.

 Dieser ewige, selige, allgenugsame Gott, so sagen wir nun, ist der allwissende, der allweise, der allmächtige, der heilige und gerechte Gott.

 Der Allwissende! Und doch hat er einen Judas geboren