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werden lassen, der seinen Herrn verriet? Und doch läßt er täglich Menschen auf die Welt kommen, die das größte Leid über die Welt bringen? Er hat Napoleon aus dem Nichts gerufen, daß er Millionen ins Nichts zurücksende. Er hat dort in dem einsamen, weltverlornen Ort (Serajewo 1914) zwei den Mörderhänden verfallen lassen, deren Tod unsagbares Weh über die Welt gebracht hat. Er weiß es und ändert es nicht. Er weiß, wie viel Schrecken die Sünde im Gefolge hat und wie ein Mensch sich abquälen muß, bis er ihrer sich erwehrt. Er kennt die Seufzer derer, die da streiten bis aufs Blut, wenn ihre Versuchung kommt, und er läßt sie weiter versucht werden. Er kennt die Eigenschaften deines Charakters von ferne und nützt sie um dich an ihnen und mit ihnen zu versuchen. Dem Ehrgeizigen gibt er Ehre, dem Habsüchtigen Schätze, dem Gewalttätigen räumt er Gewalt ein, und er weiß doch, wie verhängnisvoll das alles ist. Er weiß, was Scheiden ist und Leiden und hat so viel Glück mit rauher Hand zertrümmert und so vielen stillen Hausfrieden zerstört. Er weiß, welche Versuchung im Alleinsein liegt und hat vielen dieses Joch auferlegt. Er hört das Fragen der Kinder nach dem fernen Vater und weiß die Tränen der Witwen nach dem Halt und Schutz ihres Lebens, er kennt den Protest derer, die schuldlos in die große Weltkatastrophe einbezogen worden sind – er weiß es alles und er ändert es nicht. Er weiß – und das ist das Allerschwerste –, wie viel