Seite:Hermann von Bezzel - Der 1. Glaubensartikel.pdf/58

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

deiner Seele Heimkehr und er weiß, daß du abirrst. Er ruft, er hindert dich, er mahnt und lockt dich, er droht, er bittet, aber er zwingt dich nicht.

.

 All das, was jetzt geschieht, von dem Tod des ärmsten Gefallenen an bis zu den großen Weltereignissen, die das Gesamtbild verändern, ist ihm von Anfang an bekannt. Er läßt alles den Weg gehen, nicht den er will, sondern den er weiß. Seine Linien gehen gerade, die deinen krumm. Seine Wege gehen vom Licht ins Licht, die deinen von Nacht in Finsternis, und er sieht ihnen nach und trauert. Er hat seinen Sohn gesandt, daß er aus der Nacht erlöse; wer aber sich nicht erlösen lassen will, um den wirbt er, den lockt, bittet und mahnt er, aber die Freiheit nimmt er ihm nicht. Er weiß, daß die Freiheit höchste Gefahr ist, aber er weiß auch, daß Zwang die höchste Torheit ist. Eine erzwungene und aufgenötigte Seligkeit ist schlimmer als keine. Allwissend ist der Herr, dein Gott, und weiß alles von ferne. Bald tritt seine Allwissenheit in den kleinsten Zügen deines Lebens hervor, so daß du dich wunderst, wie er dies gerade jetzt und jenes dann kommen läßt. Eine zufällige Begegnung, wie du es nennst, ist eine Auswirkung seiner Allwissenheit, ein Zeichen, wie er um dich sorgt. Was du Zufall, Ungefähr, plötzliche Verkettung der Umstände nennst, an die du gar nicht gedacht hast, das ist ein Zeugnis seiner Allwissenheit. Es sind alle deine Tage in sein Buch geschrieben. (Ps. 139 16.) Und wer jeden Tag mit all seiner Plage,