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 Aber dieser Schrecken ist auch zugleich der höchste Trost: Du weißt, wie oft ein Christe weint und was sein Kummer sei. Er sorgt, als ob gar kein anderer Mensch mehr auf Erden wäre als du allein, um deine kleinsten Kleinigkeiten. Deine besten Freunde nennen deine Tränen töricht und deine treue Umgebung versteht deine Schmerzen nicht. Du möchtest sie wohl selber weglächeln, wegscherzen. Aber er kennt sie und versteht sie von ferne. Das ist Trost in unserm Elend: Er weiß alles.

 Aber wenn die Allwissenheit bloß ein Wissen um alles wäre, so wäre Schreck und Trost einander gleich. Und nach dem Gesetz der Schwere würde der Schrecken vorwiegen; darum rufen wir einander zu: Er ist auch allweise!

 Klug ist der, der die besten, gewandtesten, geeignetsten Mittel zu seinem Zwecke hat. Weise ist der, der zum edelsten Zweck das rechte Mittel hat. Der Zweck, den er mit deinem Leben hat, ist dir bekannt: der Seelen Seligkeit. O, traue ihm, daß er zu diesem hohen Ziel und Zweck die besten Mittel hat. Wäre er bloß allwissend, so könntest du fragen: Nimmt er teil an mir? Bringt er mir auch das Rechte? Führt er mich auch auf der rechten Straße? (Ps. 23 3.) Aber er ist allweise. Gerade so, wie er dich führt, und nicht ein Tüttelchen anders, ist es gut für dich. Das ist ein wundersamer Trost: Er, als mein Arzt und Wundermann, wird mir nicht Gift einschenken für Arznei. Gottes Wege sind