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fromme und gottlose Phrase, Heuchelei und allen Schein. Aber wo ein sündig Herz nach Licht ringt und eine arme Seele frömmer werden möchte, da tönt das Gebet Jesu Christi: Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast! (Joh. 17 4.) Denn Gottes Heiligkeit will nicht verzehren wie ein furchtbares Feuer, sondern will reinigen wie heilige Flammen. Seine Heiligkeit will dich nicht verwerfen, sondern erretten. Seiner Heiligkeit Werk ist die Erlösung.

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 Und endlich: Gott ist gerecht, so gerecht, daß nichts auf Erden ungestraft und nichts ungelohnt bleibt. Der Becher kalten Wassers, in einer bald vergessenen Stunde einem der Seinen aus seiner Liebe gereicht, steht vor ihm unvergessen. (Matth. 10 42.) Von der armen Salbe des Weibes wird jetzt 1900 Jahre bald gepredigt; alle Jahre wieder sagt man, was sie getan hat, zu ihrem Gedächtnis. (Matth. 26 13.) Das unscheinbarste Wort, das aus Herzenstiefen eine Seele sucht, die flüchtige Zeile eines unbedeutenden Briefes, der einem armen Menschen Trost geben will, die Freundlichkeit, die in des Nächsten Antlitz noch ein Hoffen erweckt, die Gütigkeit, die in die Kümmernis noch Licht streut – alles dies ist bei ihm unvergessen. Er ist nicht ungerecht, daß er vergäße eure Liebe, eure Mühe und euren Dienst, den ihr den Heiligen tut. Wir werden es an seinem Tag erst sehen, welch ein Gedächtnis er hat, wenn uns allerlei entgegenblüht, das nicht bedeutsam war und ist doch eine Größe vor ihm, während