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ein Klang für dich sei, und es ist kein Klang, kein Gruß, der dein Leben meint, dann sagst du wohl: das ist eine Hölle auf Erden. Das ist Macht ohne Liebe.

 Darum heißt es nicht bloß: Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, sondern wie ein Jubel aus der Tiefe aufsteigt, wenn die Lerche wieder zum erstenmal den Frühling grüßt, so steigt aus der Tiefe des Kummers in die Höhen der Allmacht das einzige Wörtlein: Vater. Im Alten Testament erscheint es kaum zehnmal, im Neuen wohl hundertmal: im Alten Testament einmal in 5. Mos. 52. dreimal im Jesajas, zweimal in Maleachi, aber nie in den Psalmen. Vergleiche werden wohl beigezogen: Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr. (Ps. 103 13.) Aber Vater genannt wird der Gott im Alten Testament so selten, wie er es im Neuen häufig geheißen wird.

 In diesem Namen schließt sich Allmacht und Liebe zusammen. Denkt an eure eigene Kindheit! Was hat es in dem damals so engen Gesichtskreis eures Lebens gegeben, was ihr nicht eurem Vater zutrautet. Da war nichts so schwer, was er nicht konnte, nichts so bedeutend, daß er es nicht leistete, nichts so groß, was er nicht erreichte. Mein Vater kann alles. – Das war nicht kindlicher Unverstand, sondern weissagende Weisheit, etwas von Ahnung der Seele, daß sie einen Vater hat, der wirklich alles vermag im Himmel und auf Erden. Je älter wir wurden, desto mehr haben wir die