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Seele gegeben hat; den Leib, daß er nicht der Herr, aber auch nicht das Gefängnis der Seele sei, sondern ein Tempel des Heiligen Geistes, (1. Kor. 6 19.) Der Leib ist nicht der Herr der Seele, wie bei den meisten Menschen, die für ihren Leib 3–4 Stunden täglich verwenden, während sie ihre Seele mit einer Minute abspeisen, wenn sie überhaupt für sie sorgen. Er ist nicht der Herr der Seele, so daß man ihn besonders pflegen und hegen, besonders zart und mild behandeln müßte. Er ist aber auch nicht das Gefängnis der Seele, daß man vielleicht meint frömmer zu werden, wenn man seinen Leib möglichst vernachlässigt; denn in der Untreue gegen den Leib liegt noch lange nicht die Treue gegen die Seele. Wer auf sein Äußeres nicht sieht, wird auch sein Inneres nicht recht versorgen und wer im Äußeren untreu ist, wird im Innern kaum treu sein. Beide sind in einer solch zarten Weise miteinander verbunden, daß die Seele, vom Leibe entkleidet, friert und der Leib, wenn er der Seele entbehrt, vergeht. Leib und Seele gehören so innig zusammen, daß die Seele sich nach einem neuen Leib sehnt und daß der Auferstehungsleib mit seiner Seele wieder verbunden wird. Und fragst du, welche Gestalt wird mein Auferstehungsleib annehmen, so verweise ich dich auf Luthers Wort: Schau das Körnlein an, wie es ein so runzeliges, armes und kleines Ding ist, und wie aus ihm sich die Ähre, der Halm, die wunderbare Herrlichkeit des Getreides entwickelt! So entwickelt sich aus