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ein einziger Blutstropfen in diesen Myriaden von Zellen anders kreist, als es dein Herr geordnet hat, so ist das Leben am Ziel. Seht, wunderbarlich bin ich gemacht, und das erkennt meine Seele (vgl. Ps. 139 14), weil er mich erhält. Denn nicht bloß die Lebensbedingungen im allgemeinen gibt er mir, sondern gerade das, was ich brauche. Er gibt mir nicht bloß die Luft, die ich atme, sondern gerade die Luft, die mir am zuträglichsten ist. Ich kann es nicht zugeben, daß ein Mensch sagt: Käme ich in diese oder jene Verhältnisse, so wäre ich glücklich; glaube mir, wenn du hinkommst, ist dein Glück entschwunden! Daran halte der Glaube fest: Die Luft, die ich atme, auch äußerlich, so wenig sie meinem Ich zusagt, die Gegend, so wenig sie mir gefällt, ist gerade das, was ich brauche, nicht, was mir dient, das ist noch zu wenig, sondern was mir notwendig. So muß er mich führen und nicht anders. Und wenn es dir recht schwer werden will, so fange einmal an zu danken, solange, bis das Eis des Mißtrauens gegen deinen Gott gebrochen und geschmolzen ist, und dann sagst du: Ich lobe dich von ganzer Seele.

 Der mich erhält, so, wie es ihm immer gefällt, nicht zunächst mir. Das macht den Menschen so ruhig, wenn er weiß, alle Tage sind in sein Buch geschrieben (vgl. Ps. 139 16) und wenn er das letzte Lebensblatt umwendet, so ist’s wohl gemacht. Das macht die Seele so gelassen, wenn sie fest daran hält: Er erhält mich.