Seite:Hermann von Bezzel - Der 1. Glaubensartikel.pdf/94

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 Und damit wir das recht glauben, fährt Luther in seiner tiefsinnigen und doch so kindlichen Weise weiter: Er gibt uns Kleider und Schuhe, Essen und Trinken usw., was das Leben eben erhält und erquickt. Er gibt die Kleider, die jeder bedarf. Und wenn sie manchmal mangeln, so frage der Arme sich wohl, ob er nicht an der Stunde und Gelegenheit vorüber gegangen ist, durch die ihm Gott das Nötige gönnen wollte. Wir haben Schuhe die Füße zu bekleiden, Essen und Trinken, was nötig ist. Und wenn wir solche wahrnehmen, die das nicht haben, so sollen wir ja nicht unbarmherzig sein, aber fragen: Welche Gelegenheit, in der Gott diese Leute kleiden und speisen wollte, haben sie übersehen oder ist ihnen von andern geraubt worden? Wenn wir der Geschichte ihrer Armut nachgehen, ist sie meist eine Geschichte der Versäumnissen und Versündigungen, wobei ich aber nicht sagen will, daß wir, die wir das Nötige haben, es verdienen. Gott hat niemand verlassen. Er gibt dir alles, was dein Leben erhält: Essen und Trinken – nicht Speise und Trank, wie fein ist’s ausgedrückt – damit nämlich deine einfachen Bedürfnisse gestillt werden. Der Mensch der Speise und der Mensch des Trankes ist ein verächtliches Wesen; der Mensch, der an den Speisen hängt und dem Tranke frönt, macht das Mittel zum Zweck und die Vermittlung zur Hauptsache. Jener reiche Mann (vgl. Luk. 16 19 ff.) hat nichts anderes getan, als daß er alle Tage herrlich und in Freuden lebte, aber das war eben