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auch alles. Sein ganzes Denken war auf diese äußeren Dinge konzentriert. Gott aber gibt dir Essen und Trinken, damit er dich erhält. Damit du dich schützen kannst, gibt er dir Kleider und Schuh, er schenkt dir dein bescheiden Teil an Haus und Hof, Äcker, Vieh und allen Gütern, damit er dich für die Ewigkeit bereite. Er gibt auch Weib und Kind und stiftet so heilige Ordnungen, einen Schutz vor mancher Gefahr, vor der Selbstsucht, dem Eigenwillen, vor aller Vereinsamung und Vereinzelung, aber auch sehr hohe Pflichten. Wie schwer sind sie für Menschen, die sich selbst nicht erziehen können. Die meisten unglücklichen Ehen rühren davon her, daß zwei Menschen aneinander geraten, von denen keiner imstande ist, sich selbst zu erziehen, geschweige den anderen. Die vielen Eheirrungen und Ehewirrungen, unter denen wir so schwer leiden, gehen immer darauf zurück, daß diese Menschen nicht den Mut der Wahrheit, sondern nur die Schwachheit der Liebe besitzen. Die Liebe, die nicht die Wahrheit kennt, ist eben so sicher erschlaffender Tod, als die Wahrheit, die die Liebe nicht kennt, erkältender Tod ist. Wenn zwei Eheleute nicht den Mut haben einander zu erziehen, so haben sie den Schrecken einander verzogen zu haben.

 Aus solcher Verziehung kommt zuerst das Widereinander und dann das Ohneeinander.

 In allen Ehen beginnt der erste Zwist durch den Gegensatz und hebt der zweite an durch die Gleichgültigkeit und der dritte endet mit der Trennung und