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rührenderes, als wenn ein Kind auf dem Arm der Mutter einschläft: sorglos, freudenreich, sein Antlitz vom Glück überstrahlt. Und wir Alten mit unseren Sorgen und Sünden, mit dem Grauen der Arbeit, mit den schweren uns bis in die letzten Stunden des Tages verfolgenden Nöten, legen uns ganz vertrauensvoll in seine Hände:

„Es hätten tausend Schrecken
Mich grausam können wecken,
Wo er nicht selbst gewachet
Und alles gut gemachet.“

 Das sind nicht fromme Redensarten einer veralteten Glaubenswelt, sondern das sind die königlichen Rechte eines gläubigen Bekenntnisses, das mich sprechen läßt: wider alle Fährlichkeit beschirmet. Das ist das Königsrecht und der Adelsbrief, die Gott der Herr schon im 91. Psalm einem armen Menschen ausgestellt: „Wer unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

 „Als im Jahre 1854 die Cholera durch Deutschland und auch durch England zog, da mußte ich“ – so schreibt ein englischer Geistlicher – „an die Kranken- und Sterbelager der von ihr Befallenen. Die natürliche Angst begleitete mich; hätte ich mich nicht geschämt feig zu sein, wäre ich vor den Hütten der Armen und den Palästen der Reichen umgekehrt. Als ich