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und geht immer weiter. Nun wendet er sich und es ist vorbei für immer. Das ist’s: niedergefahren zur Hölle! Daß seitdem die Feinde Jesu einander sagen, um ihre Qual zu steigern: „wir haben ihn einmal gesehen. Wie huldvoll muß der sein können, der so drohen kann; wie trostvoll muß der sein, der so zürnen kann“. Es geht seitdem durch die Hölle eine fürchterliche Rede: „es war einmal! Da ist er gekommen, um uns auf ewig aneinander zu binden, um uns für immer an das Böse zu schmieden. Wenn wir da einen einzigen Gedanken hätten haben können: „erbarme dich unser!“ so wäre aus der Hölle ein Himmel, aus der Verdammnis eine Heimat und aus der Ferne eine ewige Nähe geworden, und die Flammen wären erloschen, und das Feuer wäre niedergebrannt und es wäre Frieden gewesen. Aber wir konnten nicht.“ Das ist ja das Höllenleid: man kann nicht! Man kann nicht mehr zurück, man darf nicht mehr zurück. Man will zurück, aber nur, um zu murren; man will die Heimat, aber nur, um sich selbst zu bedauern. Es heißt dann: es ist vorbei! Was eine Minute ausgeschlagen, das bringt keine Ewigkeit zurück, wenn ihr auch tausendmal von einer endlichen Erlösung der Verlorenen fabelt. Einmal – und die Entscheidung ist für immer gefallen; einmal – und die Wahl ist vorbei. Es ist nur eine Minute, eine halbe Minute, um welche die törichten Jungfrauen zu spät kommen, und diese halbe Minute hat ihr ewiges Los entschieden. Wenn ihr es besser wißt, so korrigiert eueren Heiland, daß er so kleinlich ist, um einer halben Minute willen eine ewige Entscheidung zu vollziehen.

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 Aber damit der Trost nicht fehle, sagen wir, und das nicht aus Leichtigkeit und Lauheit, sondern aus heißem Danke: er ist deshalb in die Hölle hinabgestiegen, damit er uns von der Qual der Hölle befreie. Niedergefahren zur Hölle: und wenn dir oft auch bangt und graut, als sei die Höll’ auf Erden, dann kannst du deiner Seele sagen: