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weiß, daß der nie leben kann, der nicht sterben könnte, und daß der nicht sterben kann, der nicht leben könnte; denn alles, was dem Sterben nicht entspricht, entspricht auch nicht dem Leben, und was in der Todesstunde als reubar dir erschien, das war auch nicht wert, in deinem Leben zu erscheinen. Am dritten Tage, als die Welt sich darauf einrichtete, ohne Erlöser und ohne Erlösung dem Tode auf ewig verfallen zu sein, und die kleine, verzagte, geängstete Christengemeinde mit dem Gedanken sich abfand, es sei auch ihre Hoffnung vergeblich – am dritten Tage, da die Sonne sich besann, ob sie noch einmal über dieser Erde aufgehen sollte, über dieser Erde, die ein großes Grab ihres Gottes und Schöpfers in sich barg, hat die Sonne endlich den Mut gefunden, über alles Gewölk des Todes, und über alle Schatten der Hölle, und über alle Finsternis und alles Grauen der Verwesung siegreich aufzugehen. Am dritten Tage, als es Morgen ward, da schien die Sonne, als ob es nie eine Nacht gegeben hätte und triumphierte, als ob sie nie über ein Grab hätte hinleuchten müssen, und war groß, majestätisch und gewaltig wie ein Held, zu laufen ihre Bahn (Ps. 19, 6.), als ob sie nie ihren Schein hätte, verloren und nie der großen Finsternis hätte weichen müssen, drei volle Stunden. Am dritten Tage um den Morgen ging es durch die Welt wie ein Frühlingsahnen: „Dein Tau ist wie ein Tau des grünen Landes, aber das Land der Toten wirst du stürzen.“ (Jes. 26, 19.) Am dritten Tage ist der, den sie leblos, leidlos, teilnahmslos in die Erde senkten, vom Tode auferstanden und lebt! Während dreier Tage schien er ganz ausgetan, man vermißte ihn, aber er vermißte nichts; denn er war tot. Man suchte ihn und er begehrte niemand; denn er war tot. Über seinem Grabe zogen die Wolken hin, er achtete ihrer nicht; denn er war tot. Über seinem Grabe wurde es Morgen, Abend, und ihn kümmerte es nicht; denn er war tot. Es ist furchtbar, wenn wir durch die Leichenäcker und zwischen den Gräbern hingehen: welch