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angeödet. In euerem Konfirmanden-Unterricht habt ihr gehört, gelernt vom Mittler- und Fürbitteamt Jesu, habt aber wohl niemals weiter darüber nachgesonnen, was das heißt und ist.

 Das ist sein Mittleramt, daß er Ideal und Wirklichkeit vermählt. Vor ihm steht das Ideal einer geheiligten und gereinigten Menschenseele, und auf der andern Seite steht die Karikatur meines Lebens. Vor ihm steht das Bild, wie es werden soll und die Wirklichkeit, wie es ist.

 Und nun betet er und arbeitet er und ringt er und wirbt er und müht er sich, bis die Wirklichkeit dem Ideale endlich, endlich gleich, und ein armer Mensch in sein Ebenbild verklärt wird, und dann spricht er: siehe, was ich gemacht habe, es ist gut!

 Sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters! Mit der unermeßlichen, unabsehbaren, unerträglich schweren und in ihrem kleinsten Gelingen doch so seligen Arbeit und Mühe, Menschen nach dem Ideal heimzubringen, das Mensch heißt – sitzt er zur Rechten des Vaters. Wenn er an dir und an mir die letzte Arbeit getan hat, sei es, daß die Karikatur nie mehr zum Ideale will, sei es, daß das arme, zerrissene, verunehrte und verzeichnete Menschenbild zum göttlichen Ebenbilde gehen will, spricht er: nun gehe heim!

 Keiner stirbt früher, als bis er fertig ist, die Lehre von einer noch nachfolgenden späteren Umbildung und Entwicklung ist ein gut gemeinter, leerer Traum. Kein Mensch stirbt, wenn er nicht fertig ist. Der Eine stirbt dann, weil er fertig ist ohne Jesum, der Andere, weil er fertig ist mit Jesus.

 So bleibt heute am Schlusse unserer Betrachtung ganz kurz folgendes:

 Erstens: Jesus erhöht am Kreuze ist erhöht worden über alles Geschaffene, damit er das Geschaffene vollende.

 Zweitens: Jesus ist erhöht worden nicht sich zugute, sondern um meinetwillen.