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„etwas glauben und hoffen und fürchten und sorgen muß der Mensch für den kommenden Morgen.“ Aber sage einmal selbst: „welche Schwungkraft gibt es der Seele, welche Bewegungsfreiheit dem Arbeitsdrang, wenn ich ihr sage: du gehst Jesus entgegen und er dir?“ Mit einem Worte, merke das: jede Seele – und wieder denke ich an einen weltlichen Dichter, der da sagt: „der Mensch erfährt, er sei auch wer er mag, ein letztes Glück und einen letzten Tag!“ – jede Seele hat eine Stunde zu erwarten, in der sie ihrem Herrn und ihr Herr ihr begegnen wird. Die Frage ist nur die: wirst du ihm begegnen, um ihm auszuweichen oder wirst du ihm begegnen, um ihm zu Füßen zu fallen? Wirst du ihm begegnen und sprechen: sei gegrüßt! oder wirst du sagen: weiche von mir! Der Begegnung selber entgehst du nicht! – Merke ferner: was jede einzelne Seele hat und erlebt, erlebt die ganze Weltgeschichte. Es kommt ein Moment – das kann noch tausende von Jahren währen, es kann aber auch schon in den nächsten Monaten sein – es kommt ein Moment, da die Weltgeschichte ihrem Erlöser und der Erlöser der Weltgeschichte begegnen wird, – da das ganze, große Geheimnis von Sünde und Gnade, von freiem Willen und Gottes Führung, dieses wundersame Gewebe von Gottes Gedanken und der Menschen Schuld vor den Augen des Herrn Jesu offen daliegen wird.


III.

 Denn drittens, von dannen er kommen wird zu richten, nicht zunächst zu retten. Er ist in seiner Niedrigkeit gekommen, um zu retten, und in seiner Hoheit kommt er, um zu richten. Als er an Weihnachten erdwärts zog, da kam er schwach, hilflos und arm, um den Armen seine ewige Huld zu erweisen. Wenn er noch einmal kommen wird, machtvoll, majestätisch, ein König der Schrecken auch in seiner Gnade und Huld, dann kommt er, um zu richten. Man muß das Gericht, das