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I.

 Von einem dreifachen Gut redet das Wort unseres Katechismus, nachdem die Passionszeit von einem furchtbaren Übel gesprochen hat. Den gestrigen Tag nennt die Kirche den Mittwoch der Asche. Sie gedenkt an diesem Tage des großen und schneidenden Ernstes; wisse, Mensch, daß du Asche bist und zu Asche sollst du werden. Und die Bußglocken läuten, und die Sterbeglocken tönen hinein: Erde zur Erde, Asche zur Asche, Staub zum Staub. Das ist der Mensch. „Er blüht in seinem Leben wie Gras, und wenn der Wind darübergeht, so ist er nimmer da,“ (Ps. 103, 15 u. 16) vorüber, vergessen, verlassen. An seiner Stätte arbeiten andere besser, sein Name ist auf Erden verschollen. Das macht es, daß wir aus der Tiefe unseres Lebens rufen: verlorener Mensch! Verloren an die Welt, in der Welt und mit der Welt! Verloren an die Welt; denn wir lieben das Geschaffene mehr als den Herrn und den Augenblick mehr als die Ewigkeit und das Vergängliche heißer als das Unvergängliche. Weil die Welt nichts von uns fordert, als daß sie uns gefällt, darum ergeben wir uns so leicht an sie, und sie betrügt und täuscht und hält uns hin, einen Tag um den andern; am nächsten Tage werde sie die Verschreibung auf Glück und das Gelübde auf Frieden einlösen. Und der andere Tag kommt, und das Glück bleibt fern und der Frieden will nicht einkehren. „An die Welt verloren,“ d. h. gebunden sein mit tausendfachen Ketten, bald mit schweren, eisernen, die da hinabziehen, bald mit zarten, seidenen, die doch das Auge verwirren. „An die Welt verloren sein,“ das heißt, dem Augenblick dienen und der Ewigkeit sich entziehen, der Blüte sich freuen und die Frucht verleugnen. Wer aber an die Welt verloren ist, der verliert sich in der Welt; er ist gar bald allein. Solange die Welt ihm noch Freude macht und er ihr, umgeben ihn manche, die sich Freunde nennen, manche Eindrücke umgaukeln seine Sinne. Wenn aber das Leben und sein Ernst die Hohlheit und Eitelkeit