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wird: man hat an dir nichts gehabt. Du bist in die Kirche gegangen, du bist zum Sakrament gelaufen, du hast auch manches Mal in der Stille gebetet, aber niemand merkte das und niemand wußte das. Und doch heißt es: „wer an mich glaubet, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers ausgehen.“ (Joh. 7, 38.)

 In seinem Reiche werden alle Nutzlosen, die nur einen Raum ausfüllen, werden alle Unfruchtbaren, die nur Zeit abtragen, werden alle Undiensamen, die nur eine gewisse Form des Christentums gezeigt haben, rücksichtslos ausgestoßen. Denn in seinem Reiche gibt es nur eine Losung: arbeite bis an den Abend! Das heißt: unter ihm leben, nicht ein Scheinleben mit allerlei erborgtem Flitter, nicht ein Scheinblühen mit allerlei erträumtem Glanze, sondern wahres Leben mit dem ganzen Ernste einer Persönlichkeit, die alles, was sie ist, durch Christum und darum für Christum ist.

 Auch darauf kommt es nicht an, daß man in seinem Reiche aufgeregt lebt, allerlei anfängt, allerlei Werke beginnt, neue Anstalten gründet, neue Pläne macht, Reichskirchen baut, allerlei Gemeinschaften der Arbeit beitritt, das ist alles nutzlos. Es ist weit besser, du bist ein Mensch für dich, als eine Nummer neben andern. Es ist weit besser, du bist dein eigen in der von Christo erlösten persönlichen Art, als daß du dich da anschließest und dich dort hinzumachst. Dort wirst du getragen und trägst selbst nichts. Jeder Verein – ich bin gewiß kein Gegner christlicher Vereine, sie sind eben ein notwendiges Übel – aber jeder Verein hat die Gefahr, daß einer so viel gilt wie der andere, und einer sich also von dem andern mit fortnehmen läßt, ohne selbst Persönlichkeit zu werden.

 Aber es kommt nicht darauf an, daß du, wenn es einmal zum Sterben geht, ihm deine Vereinszugehörigkeit vorträgst und ihm aufweisest all das, was du an dir hast tun lassen, sondern darauf