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 Im Jahre 1848 hat Georg Herwegh den blöden Vers gemacht, der ebenso frevelnd ist: „Reißt die Kreuze aus der Erden, alle müssen Schwerter werden, Gott im Himmel mag’s verzeih’n!“ 1859, nach der Schlacht von Magenta, hat H. Dunant in Genf das Zeichen des „Roten Kreuzes“ gestiftet; er kannte kein besseres Zeichen zum Ausdruck der Liebe, Treue und Hilfsbereitschaft in Kriegszeit, als das Zeichen des Kreuzes. Heilige Ironie Gottes! Und noch eines. Am 30. Mai 1778 starb in einem Hause in Faubourg Saint Germain bei Paris der Philosoph, der am meisten über Jesum gespottet hat, der Freund Friedrichs des Großen von Preußen und seiner Schwester Friederike Wilhelmine von Bayreuth. Einige Tage vor seinem Tode sagte er: in 25 Jahren wird kein vernünftiger Mensch mehr in der Bibel lesen; die Bibel wird in der Rumpelkammer ihren Platz finden; denn sie ist doch nur das Zeichen der Torheit und des Wahnsinns der Leute. Genau nach 25 Jahren, 1803, wurde die große englische Bibelgesellschaft gegründet und aus ihr heraus nach 9 Jahren die große, gesegnete Württemberger Bibelgesellschaft zur Verbreitung heiliger Schriften.

 Seht, das ist Gottes Ironie in der Weltgeschichte. Jesus lebt! Sie haben ihn wohl schon tausendmal tot gesagt, und er hat ihre Bande zerrissen; sie haben ihn schon tausendmal geleugnet, doch sie sind hingegangen und er lebt. Sie haben ihn mit ihrem Scharfsinn aufgelöst und mit ihrer Zweifelsucht ihn geleugnet, aber alle seine Zweifler und Leugner sind hingezogen: „Jesus Christus gestern und heute und derselbige auch in Ewigkeit.“ (Hebr. 13, 8.) Wunderbar! Alle die Darstellungen gegen Jesum, all die Zweifel sind 1600 Jahre alt; also hat man in 1600 Jahren nichts anderes fertiggebracht, als die Zweifel zu erneuern, die schon unter Julian bereits Celsus, der große Kreuzes- und Christusfeind, ausersonnen hat. Wo es so steht, da hat es keine Not. Jesus lebt!