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euer Ohr vernimmt, euer Herz hoch aufjubeln läßt: es ist ja der Geliebteste, dem wir alles gönnen; er ist ja der, dem unser Herz gehört.


II.

 Drei Stücke für ihn, drei Stücke für uns: ihm dienen in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. „Denn er ist darum für alle gestorben, daß, die da leben, hinfort nicht ihnen selbst leben, sondern ihm, der für sie gestorben und auferstanden ist.“ (2. Kor. 5, 15.)

 Was ist der Inhalt deines Lebens? Ach, mein Christ, sehr wenig: Mühe, Arbeit, Enttäuschung, Vorsatz, Anfang – und am Ende ist’s ein Nichts. Auch der tätigste Mensch ist in seinem Leben wie Gras, und auch der angesehenste ist wie eine Blume auf dem Felde. Wenn der Wind darübergeht, so ist er nimmer da, und wenn der Gluthauch aus der Wüste herkommt, so ist er vorüber. Es vergeht all die Zeit ungenützt, in der und mit der du dir selber dienst; und wenn du so Jahrzehnte arbeitest, ist es kein Vergleich mit einem einzigen stillen Stündlein, in dem du sagst: „Bei dir, Jesus, will ich bleiben und dir dienen.“

 Der Ertrag eines Lebens, und wenn es noch so reich angelegt, noch so glänzend ausgenützt und noch so weitkreisig wäre, ist nichts gegenüber dem, was ein armes Kind tun kann, das da spricht: ich diene Jesu.

 Als Val. Herberger, der Dichter des Liedes: „Valet will ich dir geben,“ sein neunjähriges Kind, seinen Lieblingssohn, zum Sterben segnete, fragte er das Kind: „stirbst du gerne?“ „Warum soll ich nicht, ich gehe ja zu meinem Heiland!“ „Woher weißt du es denn, daß er dein Heiland ist?“ „Du hast es mir oft gesagt und ihn mir gezeigt!“ „Wenn ich es dir aber nun nicht recht gesagt hätte?“ Da breitete das sterbende Kind die Arme weit aus und sagte: „so hat er für mich am Kreuze gehangen!“