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Jes. 53, 8. 
Gestorben und begraben.


 In einer einsamen Waldbucht an der Bergstraße, unfern dem Orte Auerbach, das so vielen schon freundliche Linderung und erquickliche Stille bereitet hat, liegt, von Eichen umrauscht und von Birken umsäumt, eine einsame Stätte, die im Volksmund den Namen „Not Gottes“ führt. In alter Zeit stand dort, wahrscheinlich auf Anregung des aus Speyer herübergekommenen Bernhard von Clairvaux erbaut, eine Kapelle, welche dem Leiden des Herrn Christus geweiht war. Die Kapelle ist längst zerfallen. Aber eine erlauchte Frau hat an der Stelle, die das Volk „Not Gottes“ heißt, ein wunderbar liebliches und feierliches Kruzifix aufrichten lassen. Und nun weiß das Volk wieder, warum der längst verklungene Name: „Not Gottes“ an dieser Stelle genannt wird. Es ist der Tiefsinn des Volksglaubens, die tiefgrabende Poesie des Volksgemüts, welche an der Stätte, da man das Kreuz Jesu Christi aufrichtet, von der „Not Gottes“ spricht; „denn Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selbst.“ (2. Kor. 5, 19.) Und Gott hat, da der Sohn litt, des Sohnes Not ertragen und erfahren.

 Not Gottes! Drei Worte mögen der Gemeinde dargeboten werden, drei Worte, die sie von altersher kennt.

 Das eine Wort: und er schlief.
 Das andere Wort: und es ward Nacht.
 Und das dritte Wort: gestorben und begraben.


I.

 Und er schlief. Vom Evangelium des vorigen Sonntags (Matth. 8, 23–27) und seiner rührenden Einfalt, welche die Ohnmacht