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Joh. 1, 18.
 Ich glaube an Jesum Christum, Gottes eingebornen Sohn.
 Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren.







 Gemeinde des Herrn! Mit dem zweiten Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses tritt die Kirche nicht erst in das Heiligtum ein; denn heilig ist alles, was sie von Gott auszusagen und zu bekennen weiß, aber mit dem zweiten Glaubensartikel naht sie den allergrößten Geheimnissen, die Gott mit der Menschenseele hat, Geheimnissen, um die nur einer weiß, der sie erweckte und der sie gewann. Denn nicht das ist das größte Geheimnis, daß Gott sich um mein von ihm abgewandtes Leben bemühte, es aus lauter Güte umworben und für dieses Leben einen ewigen Preis bezahlt hat. Das ist das Geheimnis, daß er die allergewisseste Habe, den ihm wesens- und willensgleichen Sohn in die Fremde schickte, um die Leute aus der Fremde zurückzurufen, daß er die Treue an die Untreue, die Heiligkeit an die Sünde, die Größe der ihm zu eigen gegebenen Andacht und Innigkeit an die Gottesfernen wagte und setzte. Das ist das Geheimnis, daß er, wie der Apostel schreibt, seines eigenen Sohnes nicht verschonet, sondern ihn für uns alle hat dahingegeben (Rm. 8, 32), sein Eigentum, das nichts anderes als sein eigen sein wollte, für ein verlorenes, verschwendetes, vergeudetes Gut. Darum sagt Luther im großen Katechismus im Eingang zur Erklärung des zweiten Glaubensartikels: „Hier sehen wir, was wir über die vorigen zeitlichen Güter von Gott haben, nämlich wie er sich ganz und gar ausgeschüttet hat und nichts behalten, das er nicht uns gegeben habe.“ So, wie es dort in Jesaia heißt, setzen wir hinzu: „Ihr Bürger zu Jerusalem und ihr