Seite:Hermann von Bezzel - Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie.pdf/106

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hinein nehmen: „Auch für deine Sünden in den Tod gegeben.“ Das ist das einzig rechte Mittel, daß die Menge der Sünden bedeckt wird durch das Verdienst Jesu Christi. Sie sollen alles dem Verdienste Jesu zutrauen und befehlen und die Gnade rühmen in Wort, Wandel und Tat. Man soll nicht viel reden über das, was man bei Kranken erfahren; denn die seligsten und besten Erfahrungen bleiben doch, daß man einen Menschen in Frieden heimgehen gesehen.

.

 „Bedecken die Menge der Sünden mit dem Verdienste Jesu Christi.“ Damit ist zunächst ihr Verhältnis zum Amt, das gemeinsame Tun mit dem Amte der Lehre ausgesprochen. Wenn ich recht sehe, wird das Amt der Barmherzigkeit einer Zukunft entgegengehen, in der es dasselbe gelüsten mag, sich vom Amte der Lehre zu lösen. Es würde damit seine Mutter verleugnen. Sie sollen aber wieder, wie so oft gesagt, vor allen Dingen beten, – wenn Sie es nicht tun, wer soll es denn tun? – daß der Herr das teure Amt Seiner Kirche recht erhalten möge. Einen Menschen, für den ich beten kann, wenn er mir auch noch so wehe getan, den habe ich lieb. Halten Sie es mit dem Amt der Lehre und lassen Sie keinen Tag vergehen, ohne daß Sie für dies Amt herzlich bitten, es möge der Herr begeisterte, treue und nüchterne Zeugen in Seine große und ernste Aufgabe senden. Besonders jetzt, wo wieder der Zulauf zum Amt der Lehre ein großer wird, haben wir den Herrn ernstlich zu bitten, daß Er die Träger desselben immer völliger mache. Das Amt leidet sehr unter der Gefahr, abgestumpft zu werden; „Denn jeder Mensch kann frömmer sein als der, der täglich fromm sein sollte.“ Die so hineinsehen in die Tiefen der Sünde einerseits und in die Gleichförmigkeit und Ruhe des Lebens auch ohne Evangelium andererseits, stehen in großer Gefahr. Darum sollen wir bitten, daß nur Bekehrte, wirklich Bekehrte, oder wenigstens solche, die in täglicher Reue und Leid vor dem Herrn stehen möchten, das Amt führen. Das Amt der Barmherzigkeit