Seite:Hermann von Bezzel - Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie.pdf/73

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zum Dank angeregt werden darf, sondern aus Dankenden und Dienenden bildet sich die Genossenschaft. Löhe sagt einmal: „Ich schämte mich so, als ich sah, daß unsere Kirche das Palladium der reinen Lehre wahre, aber in Liebeswerken so scheinbar zurück sei, und deshalb mußte ich an die Gründung gehen.“ „Es kann niemand etwas von ihm selbst nehmen, es werde ihm denn gegeben von Meinem Vater im Himmel,“ und nicht bloß für den irdischen Erwerb und Besitz gilt die paulinische Mahnung: „Die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke,“ das gilt von aller Nachfolge des Herrn, allen sonderlich, welche in der Nachfolge stehen. Da muß der Herr berufen, und weil die Einzelne Christo dienen mochte und wollte, wählte sie auf sein Geheiß diese spezielle Art des Dienens, welche unsere Kirche am wenigsten mit Gelübden umgibt, weil sie in der festgegründeten Gewißheit steht: Wer einmal Jesum Christum recht geliebet hat, der muß Ihn immer lieben, und die einzelne Betätigung dieser Liebe schenkt und gewährt der Herr. Es ist nichts sonderlich Großes an Ihnen, sondern nur in soweit ist Ihr Diakonissentum keine innere Lüge, als es „die geformte Art“ des Dankens ist, die man beliebig mit einer andern vertauschen kann, ja muß, wenn der Herr spricht. Nicht an der Form, sondern an dem Wesen hängt es. So lehrt unsere Kirche. Würde der Herr von einer oder der andern mit deutlichem Winke die andere Betätigung des Dankes fordern, so müßte sie Ihm gehorchen, und ob sie es nicht täte, so wäre der Diakonissenberuf für sie unheilig. „Aus Dank und Liebe, nicht um Dank und Liebe.“ Und unsere Kirche freut sich herzlich, daß man für so viele Jungfrauen, welche sonst müßig am Markte stehen müßten, diese Art des Dienens gefunden hat. Unsere Kirche hat den Herrn je und je gebeten, Er möge sie doch die rechten Wege führen. Nun hat Er es getan und hat einen Teil der weiblichen Gliedschaft hineingeordnet zum Amt der Barmherzigkeit, zur sonderlichen Form des Dienstes. Es ist das nicht genug zu betonen, daß das Charisma unserer