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wenden und ihn zur inneren Antwort vernötigen. Die Disposition gehe ins einzelne um des eignen Gedächtnisses willen und für die Gemeinde, sei bestimmt und fest! Daß die Predigt geschrieben, ganz geschrieben und das Konzept eingeprägt werden soll, ist Gesetz, dem der Anfänger nie, der Fortgeschrittene selten ungestraft sich entzieht, es sei denn, daß dieser in wörtlicher und genauer Meditation erbringe, was er nach gehaltener Predigt jederzeit zu Papier bringen kann. So nötig es aber ist, wortgetreu zu memorieren, so getreu, daß man Stelle und Stellung des einzelnen Wortes weiß, so ist es doch rätlich, nicht Sklave seines Manuskriptes zu werden: auch diese Furcht macht Pein. Tholuck hat recht, daß jede Predigt zweimal geboren werden müsse, einmal in der Stille der Studierstube, zum andern auf der Kanzel. Es darf nicht das Gedächtnis das Leben verdrängen, es soll nur stützen und stärken.

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 4. Damit die Vorbereitung recht erleichtert werde, soll frühzeitig ein Sammelheft angelegt werden, in das Gottesgedanken, Gedanken über Zeit und Ewigkeit, Altes und Neues – was kann Hamann, ja auch Jean Paul Friedr. Richter und Bogumil Goltz dabei nützen! – Lesefrüchte, Erfahrungen eingetragen werden mögen. Und, wenn es möglich ist, Perlen aus dem langsam sich verbrauchenden Sprachschatze des gemeinen Mannes, dessen Beachtung Luthers Bibelübersetzung auch in ihren Fehlern inspiriert sein läßt (Löhe)! Noch lebt im Bauernvolke eine Fülle unverbrauchter, unabgeschliffener Wortbilder, und Redewendungen: wer auf sie achtet, lernt die Kraft des bezeichnenden Wortes. Es sei nur an den