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in Banden lag, kamen sie zu Ihm. – Die verdammten Menschen fahren in die Hölle traurigen Herzens: sie empfangen Strafe, Übel endlos. – Es führt hinauf dann (ledid thenan, d. i. leitet auf dann) her hebencuning (der hohe Himmelskönig) thea hlutteron (luther, d. i. lauter) theoda (Laute) an that langsame liocht (in das langsame = unvergängliche Licht): thar is lif ewig (da ist ewiges Leben) gigarewid (gewähret) godes richi (Gottes Reich) godaro thiado (guten Leuten). Das ganze, aus etwa 6000 Versen bestehende Gedicht hat zum Thema: Ihr waret weiland in Finsternis und Blinde: Christus hat euch das Licht gebracht; nun sollt ihr Ihm nachfolgen, nicht auf eigene Kraft bauen, sondern auf Gottes Treue (Kol. 1, 12. 13). – Tief durchdrungen ist der schlichte Verfasser von der Göttlichkeit des waltenden Himmelsherrn und Menschenheilands; Seine Göttlichkeit ist ihm nicht Ergebnis tiefsinniger Spekulation und Betrachtung, sondern wie dem unter dem Kreuz Jesu stehen den Hauptmann, den ja die sinnige Sage einen Deutschen sein läßt, die Beobachtung sich aufdrängt angesichts des leidenden Gottesknechts und das Bekenntnis sich ab ringt: Dieser ist ein frommer Mensch und Gottes Sohn gewesen (Matth. 27, 54), so kann der einfältige Dichter des Heliand nicht anders: er muß sagen: Mein Herr und mein Gott! Die Evangelien in der Schlichtheit ihrer Erzählung, die Taten des Heilands in ihrer verborgenen Herrlichkeit haben ihn zur Anbetung vermocht und seine einfache Feder regiert, daß sie Worte des Preises dem holdseligsten der Menschenkinder darbrachte. – Und dies Gedicht entstand zur Zeit Ludwigs des Frommen (814 bis 840), also kaum 70 Jahre nach Niederwerfung des Sachsenvolks! Wie rasch war dieses zähe Geschlecht um gewandelt worden! Menschengewalt war gewiß nicht am Ort, aber Gottes guter Geist war in der Menschen Rat! –