Seite:Hermann von Bezzel - Die Herrlichkeit des apostolischen Glaubensbekenntnisses.pdf/32

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empfangest.“ Und zugleich salbte er ihn mit dem heiligen Öl.

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 Der Ernst, mit dem Otto I. über der Ausbreitung des Christentums wachte, hielt bei seinen abenteuerlichen Plänen nachjagenden Nachfolgern nicht an: Italien ward fortan das Land der Sehnsucht, eine unglückliche Liebe, die edelste Kräfte des deutschen Volkes verzehrte oder doch wenigstens den großen Gedanken entfremdete. Nirgends prägt sich meines Erachtens die Diesseitigkeit in der deutschen Geschichte mehr aus als in diesen Romfahrten. Man möchte mit dem Kirchenvater rufen: „Suchet, was ihr suchet, aber suchet nicht da, wo ihr suchet.“ – Die Zeit der Staufen gibt doch einen versöhnenden Zug in dies wenig erfreuliche Bild: die Liebe zu den heiligen Stätten, welche in den Kreuzzügen sich äußerte. – Man mag ja über diese flammende Begeisterung lächeln, mag in ihr auch politische und äußerliche Momente und Erwägungen entdecken: der letzte Grund war doch die Liebe zu dem Herrn, welche die Teilnahme auch für die Stätten erweckte, die Sein Todesleiden gesehen, Zeugen Seiner Auferstehung gewesen. – War es ein Traum, so galt er doch dem Herrn. Freilich läßt sich nicht verschweigen, daß aus dem Morgenland wenig Erfreuliches in die Heimat mitgebracht ward: Lebensfreudigkeit und Behagen am Genuß, Zweifel und Spott über das heilige ist zu oft an heiliger Stätte erwacht, wie denn bereits bemerkt ward, daß am Hof des vorletzten Staufer eine Schmähschrift entstanden, in welcher unser Heiland ein Betrüger genannt wird; traurig genug, daß sie dem Kaiser selbst zugetraut oder wenigstens seines Beifalls sicher ausgegeben werden konnte. Ein hohes Gedicht aber, das jenen Zeiten entstammt, darf auch nicht übergangen werden: Der „Parzival“ unsers mittelfränkischen Landsmanns Wolfram von Eschenbach, den dieser zwischen 1205 und 1215 dichtete. In