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Gott wird alle Tage und Stunden wahrlich geistlich geboren in einer guten Seele.“ Von Johannes Tauler stammt ja auch wahrscheinlich das tiefe Lied:

Es kommt ein Schiff geladen
Bis an sein’ höchsten Bord;
Es trägt Gott’s Sohn voll Gnaden,
Des Vaters ewig’s Wort.

 In diesem innigen Sang rühmt der Dichter den „Christus für uns“ (Gottes Wort tut Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt) und verpflichtet uns auf den „Christus in uns“. (Wer dies Kind mit Freuden küssen, umfangen will, der muß vor mit Ihm leiden groß Pein und Marter viel usw.). – So ward in Predigten hoch und nieder die Herrlichkeit des Glaubensbekenntnisses aus gelegt, in alten Gesängen gepriesen und forttönend bewahrt. Und als Luther kam, der sangesfrohe Sohn des liederfreudigsten Volkes, da erscholl in leisen Melodien wie in herrlicher, himmelandringender Gewalt der evangelische Choral. Wer die Herrlichkeit des alten Bekenntnisses auf sich wirken lassen will, der lasse sich von dem Lied zur Krippe geleiten, singe und sei froh, daß unser heil Mensch geboren ist; wer das Weh des Kreuzesleidens ermessen will, der singt von dem „Haupt voll Blut und Wunden“ und von „dem großen Schmerzensmann“. Und in die Grüfte des Todes, in Tiefen der Sünde, in die Wüsten des Lebens schallt und jubelt der himmlische Chor, ertönt der Hymnus der anbetenden Gemeinde:

 Christ ist erstanden
Von der Matter alle;
Des sollen wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
     Halleluja! –