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Kleider und gibt ihnen das Bekenntnis vor seinem Vater, wiederum also Güter, welche nach außen gesehen und gehört werden können. Es ist also, wie wenn noch einmal dieser Gemeinde zu Sardes, die jetzt längst nicht mehr ist, achtzig Jahre nach diesem Brief in der Person des Bischofs Melito (um 170 n.) eine solche heilige Gestalt geschenkt wäre. Aus Sardes ist der erste Verteidiger des Christentums, der sogen. jungfräuliche Bischof hervorgegangen. Aber wenige Jahre später – und Sardes ist nicht mehr.

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 Die Gemeinde aber, die ihm am meisten Freude gemacht haben muß, zu welcher er als der Heilige und Wahrhaftige spricht, ist wohl diejenige zu Philadelphia. Während der Bischof von Sardes den Namen hatte, daß er lebte, in Wirklichkeit aber tot war, und seinen Namen also Lügen strafte, ist die Gemeinde von Philadelphia ganz Namen und ganz Wesen. Sie heißt, was sie ist, und sie ist, was sie heißt. Sie heißt, was sie ist: Philadelphia, das heißt Bruderliebe, brüderliche Einigung. So heißt sie und so ist sie. „Daran“, spricht der Herr Joh. 13, 35 „wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.“ Die Gemeinde zu Philadelphia hat den Namen erhalten, weil die Bruderliebe in ihr brannte. Sie hat gar keinen Tadel. Wunderbar, daß es also auf Erden Gemeinden gegeben hat, auf denen das Auge Christi mit ungetrübtem Wohlgefallen ruhte, die seinem himmlischen Vater angenehm waren in ihm, dem Geliebten. Wenn er schon bei Smyrna zu rühmen weiß, daß die Gemeinde in der Versuchung stand gehalten hat und sich nicht zu fürchten brauchte vor Stunden der Anfechtung; wenn